Kaninchen

1. Einstieg: Vorlesen dieses Textes (u.U. mit Bildeinsatz nach der Besprechung)

„In meinem Traum sitze ich im Garten auf einer blühenden Wiese und vertilge frisches Gras. Es weht ein sanfter Wind und die Sonne wärmt meine Haut.

Plötzlich geht das Licht geht an und ich spüre Schmerz, nichts als Schmerz. Ich presse die Augenlider zusammen, aber das Licht geht durch sie hindurch auf meine empfindlichen Augen. Es ist eng hier, sehr eng. Ich öffne vorsichtig die Augen und sehe, wie die Zähne meines Bruders auf mich zukommen. Er beißt mir wieder ein Stück vom Ohr ab und es tut verdammt weh. Er ist größer und stärker als wir und weil es so eng ist, beißt er uns ständig. Wenn ich Glück habe, sterbe ich bald – und dann herrscht Dunkelheit.“ 

Frage: Wer spricht hier und welche Situation wird beschrieben?                 

 Frage: Stellt Vermutungen an, weshalb das Kaninchen in der Geschichte so gehalten wird. Was wünscht sich dieses Kaninchen, um sich besser zu fühlen?

2. Erarbeitung von Wissen über die Bedürfnisse von Kaninchen in Form einer arbeitsteiligen Gruppenarbeit oder eines Gruppenpuzzles.

Die Ergebnisse der Gruppenarbeit werden von einzelnen Schülern vorgetragen.

Gruppe 1:

Lies diesen Text, mache dir kurze Notizen und stelle die wichtigsten Informationen der Klasse vor!

1. Kaninchen sind die dritthäufigsten Tiere, die in Tierheimen abgegeben werden. Also: adoptieren statt kaufen!

2. Ihr Revier ist ihnen sehr wichtig. Wenn du Kaninchen hast, wirst du sehr schnell merken, dass sie in ihrem Territorium gerne eigenverantwortlich bestimmen wollen. Sie brauchen sehr viel Platz und entscheiden sich schnell, wo sie essen, schlafen und ihr Geschäft verrichten möchten.

3. Kaninchen sind nachtaktiv, stimmt’s? Nein! Eine andere Frage, die oft gestellt wird: Schlafen Kaninchen nachts oder tagsüber? Und die Antwort ist- keines von beidem. Sie sind dämmerungsaktiv, das heißt, sie sind meistens während der Morgen- sowie Abenddämmerung aktiv.

4. Sie benötigen kaninchenerfahrene Tierärzte. Tierärzte, die sich gut mit dem Verhalten und der Therapie von Kaninchen auskennen oder sich gar auf Kaninchen spezialisiert haben, können schwieriger zu finden sein. Im Studium wird leider sehr wenig Wissen über Kaninchen vermittelt. Stelle bitte sicher, dass du einen kaninchenerfahrenen Tierarzt in deiner Nähe findest, der sich auf diesem Gebiet belesen und fortgebildet hat.

5. Kaninchen können sich langweilen. Genau wie Menschen, brauchen Kaninchen soziale Kontakte, Raum, um Dinge zu entdecken und jede Menge Spielzeug, um sich zu beschäftigen. Du kannst eine Küchenpapierrolle oder eine leere Cornflakes-Packung aus Pappe mit Heu befüllen, so kann dein Kaninchen darauf kauen und damit spielen und du hast ihr oder ihm eine große Freude bereitet.

6. Sie sind keine „ersten Haustiere“ oder Ostergeschenke. Viele Menschen denken, dass Kaninchen eine kleinere Verpflichtung mit sich bringen als Hunde oder Katzen. Viele Kaninchenhalter bestätigen, dass ein Kaninchen sogar noch mehr Aufmerksamkeit und Mühe bedarf als eine Katze oder ein Hund. Außerdem können Kaninchen 10 Jahre und älter werden. Stelle bitte unbedingt sicher, dass du bereit bist für eine lebenslange Verpflichtung.

Gruppe 2:

Lies diesen Text, mache dir kurze Notizen und stelle die wichtigsten Informationen der Klasse vor!

1. Kaninchen schnurren, wenn sie glücklich sind. Es ist nicht das gleiche Schnurren wie bei einer Katze. Es hört sich eher an wie Zähneklappern oder leises Kauen. Jede/r Kaninchenhalter/in weiß, wie süß dieses Geräusch ist.

2. Die Freudensprünge, wenn sie super-glücklich sind. Was genau sind diese Freudensprünge? Einfach das Süßeste auf der Welt!

3. Ihre Krallen und Zähne hören nie auf zu wachsen. Wie die Nägel der Menschen wachsen die Krallen von Kaninchen durchgehend und müssen circa alle sechs Wochen geschnitten werden. Im Unterschied zu den Menschen wachsen auch die Zähne der Kaninchen ununterbrochen. Darum ist es notwendig, dass du deinen Kaninchen immer Heu und Spielzeuge aus Holz zum Nagen zur Verfügung stellst. Wenn sich die Zähne deines Kaninchens nicht normal abwetzen, hat er oder sie vermutlich Schmerzen beim Essen und hungert. Kontrolliere daher regelmäßig die Essgewohnheiten deines Kaninchens. Schon wenige Stunden ohne Nahrung können tödlich sein.

4. Draußen zu leben, kann gefährlich sein für Kaninchen. Kaninchen, die im Freien leben, sind durch Feinde gefährdet, welche sie verletzen oder töten könnten. Dies gilt auch für Kaninchen in Stallhaltung. Jedoch stellen nicht nur andere Tiere eine Gefahr dar. Es gab bereits Fälle von vergifteten Tieren, bei denen aus Unachtsamkeit das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln im Garten vergessen wurde. Dies kostete bereits Tieren das Leben. Daher bitte immer darauf achten, dass die Tiere in gut gesicherten artgerechten Gehegen ihre Bedürfnisse ausleben dürfen.

5. Sie sind Fluchttiere. Kranke oder ängstliche Kaninchen verheimlichen dies, so gut es geht. Verängstigte Kaninchen können sich beim schreckhaften Aufspringen oder Wegrennen verletzen. Daher ist es immer wichtig, aufmerksam auf dein Kaninchen zu achten und sie oder ihn nicht zu erschrecken.

6. Kaninchen fressen ihre Ausscheidungen. Und: Kaninchen verdauen zweimal. Gesunde Kaninchen fressen ihre weichen Ausscheidungen direkt von ihrem … naja, Du weißt schon, sodass diese von ihren Haltern gar nicht gesehen werden. Die harten runden Kügelchen, die du siehst, sind das Ergebnis der zweiten Runde ihrer Verdauung.

7. Jedes Kaninchen hat seine eigene Persönlichkeit. Oft wird gefragt, ob Kaninchen wie Katzen oder wie Hunde sind. Die Antwort: Keins von beidem! Kaninchen sind einzigartige Charaktere, bei denen man eine Weile braucht, um sie kennenzulernen. Was du dich fragen solltest, bevor du ein Kaninchen mit nach Hause bringst: Wird es sich mit deinen bisherigen tierischen Mitbewohnern verstehen? Freundschaft zu schließen beansprucht viel Zeit und Energie. Es kann gefährlich werden, Tiere (auch Kaninchen selbst!), die sich noch nicht kennen, zusammenzuführen.

8. Kaninchen sollten als soziale Tiere niemals allein gehalten werden. Sie benötigen immer mindestens einen Artgenossen.

Gruppe 3: 

Lies diesen Text, mache dir kurze Notizen und stelle die wichtigsten Informationen der Klasse vor!

Kaninchen sind bewegungsfreudige, gesellige Tiere mit einem komplexen Sozialverhalten. In freier Wildbahn leben sie in Kolonien, bestehend aus bis zu drei Männchen, mehreren Weibchen und deren Jungtieren, wobei für jedes Geschlecht eine eigene Rangordnung besteht. Häufig suchen Kaninchen die Nähe ihrer Artgenossen, z. B. indem sie sich eng aneinanderschmiegen, in Körperkontakt ruhen oder gegenseitige Fellpflege betreiben. Außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen sie hinsichtlich der Gestaltung ihres Lebensraums: Über mehrere Generationen hinweg graben die Weibchen weit verzweigte Erdhöhlen mit bis zu 150 Röhren und bis zu 110 Kammern, in denen die Kaninchengruppe vor Feinden geschützt ist. Erst in der Dämmerung kommen die Kaninchen aus ihrem Bau hervor, um mit der Suche nach Nahrung (Gräser und Kräuter) zu beginnen. Droht ihnen Gefahr, dann trommeln freilebende Kaninchen mit den Hinterläufen auf den Boden, um ihre Artgenossen zu warnen und die rechtzeitige Flucht in den Bau zu ermöglichen. Mastkaninchen in Intensivtierhaltung leben dagegen in engen Käfigen, d. h. in einer artfremden Umgebung, in der sie keine Versteckmöglichkeiten, geschweige denn Platz zur ausreichenden Bewegung haben.

Gruppe 4:

Lies diesen Text, mache dir kurze Notizen und stelle die wichtigsten Informationen der Klasse vor!

Kaninchen werden für unterschiedliche Zwecke genutzt: als Lieferanten von Fleisch, Pelz und Angorawolle, als Versuchstiere und als Heimtiere. Allein zur Fleischproduktion wurden in Deutschland 2011 etwa 14 Millionen Mastkaninchen gehalten. Aus der deutschen gewerblichen Erzeugung stammen zwischen 15 und 17,5 % des Kaninchenfleisches, das in Deutschland gegessen wird, der Rest wird aus China und Osteuropa (Polen, Tschechien, Ungarn) importiert.

Bei der Kaninchenmast in deutschen Großbetrieben mit mehreren tausend Mastplätzen dominiert die Käfighaltung, die vergleichbar ist mit der Haltung von Legehennen in Käfigbatterien. Die oft mehrstöckig übereinandergestapelten Metallkäfige sind von allen Seiten einsehbar und bieten den Kaninchen weder Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten noch sonstige Strukturierung – lediglich Trink- und Fressvorrichtungen sind vorhanden. Der Gitterboden (bestehend aus Metall, Holz oder Kunststoff) ist ohne Einstreu, was beim ständigen Stehen und Sitzen der Tiere auf dem Gitter häufig Wunden an ihren Läufen verursacht. Zudem wird den Tieren kaum Platz zugestanden: Die Käfige weisen üblicherweise eine Höhe von 30-40 cm auf und enthalten Gruppen von bis zu 8 Tieren. Jedem einzelnen Kaninchen steht in der Mast nur ca. 800 cm² nutzbarer Raum zur Verfügung: dies entspricht der Fläche von ca. einem DIN-A4-Blatt plus fünf EC-Karten. In dieser Enge können sich die Tiere weder aufrichten noch natürlich fortbewegen, weshalb ihr Bewegungsapparat verkümmert. 

Gruppe 5:

Lies diesen Text, mache dir kurze Notizen und stelle die wichtigsten Informationen vor der Klasse vor!

Zu den Grundbedürfnissen von Kaninchen zählen Bewegung (Hoppeln, Springen, Rennen, Hakenschlagen), Nahrungssuche und -aufnahme, Körperpflege, vielfältige soziale Aktivitäten, das Ruhen an von oben geschützten Orten, das Ausschauhalten nach Feinden auf erhöhen Plätzen und/oder durch vollständiges Aufrichten, die Flucht in unterirdische sichtgeschützte Bereiche sowie das Gestalten der eigenen Umgebung, z. B. durch das Graben von Höhlen.

Unter naturnahen Lebensbedingungen verbringen Kaninchen viele Stunden täglich mit der Nahrungsaufnahme. Über den Tag verteilt nehmen sie bis zu 90-mal kleine Futterportionen aus rohfaserreicher Nahrung wie z. B. Gras auf. Dies ist erforderlich, um den Nahrungsbrei vom Magen in den Dünndarm zu befördern (die Magenmuskulatur ist beim Kaninchen nur schwach entwickelt). Da in der Mast jedoch aus Kostengründen auf den Zusatz von strukturreichem Futter verzichtet wird, kann es bei den Tieren zu (manchmal tödlich endenden) Magen-Darmerkrankungen kommen. Durch die ausschließliche Fütterung mit energiereichem Kraftfutter reduziert sich die Zeit der Nahrungsaufnahme auf 10-15 % der gesamten zur Verfügung stehenden Tageszeit. Lässt man Kaninchen hingegen eine freie Wahl bei der Auswahl ihres Futters, dann verschmähen sie häufig pelletiertes Futter und fressen lieber Grünfutter.

Zudem werden den Tieren keine Objekte zum Benagen (wie z. B. Weichholz) angeboten, die die Tiere zur Befriedigung ihres Nagetriebs und der Abnutzung ihrer ständig nachwachsenden Zähne benötigen. Somit kommt es durch Beschäftigungsmangel zu Verhaltensstörungen (Gitternagen, Belecken der Stalleinrichtung, heftiges Scharren in den Käfigecken) und übersteigertem Putzverhalten mit Haarverlust und Ruhelosigkeit.

Gruppe 6:

Lies diesen Text, mache dir kurze Notizen und stelle die wichtigsten Informationen vor der Klasse vor!

Kaninchen ruhen bevorzugt in Gruppen. Dabei begeben sie sich lang ausgestreckt in die Seiten- oder Bauchlage oder in Bauchlage mit angezogenen Läufen. Zum entspannten Ruhen benötigen Kaninchen sowohl eine erhöhte Liegefläche oder einen abgedunkelten, von oben geschützten Rückzugsbereich als auch einen bequemen Boden (mit Einstreu ausgestattet) – dies alles ist in der herkömmlichen Käfighaltung in der Regel nicht gegeben. Bei Tieren in Käfighaltung ist daher deutlich seltener ein entspanntes Liegen zu beobachten – zur Schonung der Pfotenunterseiten vor dem einschneidenden Gitterboden nehmen die Tiere unnatürliche Liegestellungen ein, die sie sonst nicht einnehmen würden.

Für ein gesundes Sozialverhalten brauchen Kaninchen die Möglichkeit zu Nähe und Distanz, d. h. die Gelegenheit, einen Artgenossen aufzusuchen und sich voneinander zurückzuziehen. So sind rangniedere Tiere unter natürlichen Lebensbedingungen etwa stets darum bemüht, beim Fressen genügend Abstand zu den ranghöheren Gruppenmitgliedern einzunehmen. In den unstrukturierten Käfigen der kommerziellen Kaninchenhaltung sind jedoch keinerlei Rückzugsorte (wie z. B. Häuschen oder erhöhte Ebenen) vorhanden. Aufgrund des Zusammenlebens auf engstem Raum ohne Ausweichmöglichkeiten können sich gehäuft aggressive Auseinandersetzungen zwischen den Kaninchen ergeben, die sich mit dem Erreichen der Geschlechtsreife gegen Ende der Mast verschärfen. Hierbei kann es zu Verletzungen kommen. Die unnatürlich hohe Aggressivität kann bei rangniederen Tieren sozialen Stress auslösen, der wiederum mit einer höheren Anfälligkeit gegenüber Magen-Darm-Parasiten einhergehen kann 

Lernzielkontrolle / Transfer 
(Die Klasse kann in 2 Großgruppen aufgeteilt werden, die sich mit je einer Frage beschäftigen).

Arbeite mit deinem Nachbarn zusammen und beantworte folgende Fragen:
1. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich ein Kaninchen als Haustier wohl fühlt?
2. Welche Veränderungen sind nötig, damit die Bedürfnisse der Kaninchen in der kommerziellen Kaninchenhaltung stärker berücksichtigt werden?
(Die Ergebnisse werden im Plenum zusammengetragen und in Stichpunkten an der Tafel festgehalten.)

Optional:
Arbeitet folgendes Rollenspiel aus: Ein Kind geht mit seinen Eltern ins Zoogeschäft, um ein Kaninchen für das Kind zu kaufen. Der Verkäufer / Die Verkäuferin berät die Familie, was zu beachten ist.

Beim Gruppenpuzzle werden zunächst Stammgruppen gebildet, die aus je 6 Mitgliedern bestehen. Dann bilden sich neue Expertengruppen, die aus je einem Mitglied jeder Stammgruppe bestehen und im Expertenteam die Arbeitsaufträge 1-6 arbeitsteilig erarbeiten (d.h. jede Expertengruppe bearbeitet eine Aufgabe). Abschließend gehen die Schüler wieder in ihre Stammgruppen und stellen sich gegenseitig ihre Ergebnisse vor, so dass am Ende alle Schüler über alle Texte Bescheid wissen.

Quellen:

http://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/kaninchen (31.5.2020)

https://www.peta.de/kaninchenmast-aufdeckung (31.5.2020)